Wie die Blätter, so auch ich – und vielleicht auch du: Die geheime Kraft der Verletzlichkeit.

Ich liebe den Sommer: das Meer, die Sonne und dieses Gefühl von Freiheit, das er mit sich bringt.
Und doch habe ich zum Herbst eine besondere, ja vielleicht einzigartige Beziehung. Für mich bedeutet er Veränderung. Ich sehe sie draußen in der Natur, aber ich spüre sie auch in mir.

Ich weiß nicht, ob es dir auch so geht, aber im Herbst verliere ich mehr Haare als sonst.
Es ist, als wolle auch mein Körper loslassen, was ihm nicht mehr dient.

In diesem Jahr hat dieser Prozess schon im Juni sehr intensiv begonnen.
Im April hatte ich Dengue, und unter den verschiedenen Nebenwirkungen war auch ein starker Haarausfall: In nur drei Monaten war mehr als die Hälfte verschwunden.

Es war nicht leicht. Ich dachte, ich würde ohne bleiben und konnte mich kaum noch im Spiegel ansehen.
Doch in mir war da eine leise Stimme, die mir zuflüsterte, dass ich meinem Körper vertrauen sollte.

Schritt für Schritt habe ich gelernt, all das anzunehmen und zu akzeptieren.
Und dieser Schritt war eine wahre Befreiung: mich liebenswert zu fühlen – auch mit weniger Haaren.

Denn was war im Grunde meine größte Angst?
Dass ich nicht mehr geliebt würde … nicht einmal von mir selbst.

Und hier wird der Herbst zum Lehrer: Er zeigt mir, dass Verlieren nicht unbedingt ein Ende bedeutet, sondern Verwandlung.
So wie die Bäume ihre Blätter fallen lassen, habe auch ich gelernt, einen Teil von mir loszulassen, mich von äußeren Anhaftungen zu befreien – und empathischer mit mir selbst und den Menschen umzugehen, die ich begleite.
Und das ist für mich der tiefste Sinn der Veränderung, der Freiheit und der Reifung, die der Herbst mit sich bringt.

Darum liebe ich ihn: weil er uns die Möglichkeit schenkt, Gedanken, Träume, Ideen in uns reifen zu lassen … und sie dann mit Vertrauen loszulassen.
So können wir dem Winter begegnen – kahl, ohne äußere Sicherheiten – und doch mit innerer Stärke, Vertrauen und Selbstliebe.

Der Herbst ist ein Ruf der Natur an uns Menschen: in die Tiefe zu gehen, reifen zu lassen, loszulassen – und darauf zu vertrauen, dass das, was auf unserem Weg erscheint, für uns bestimmt ist, uns immer eine Frucht, ein Geschenk bringt und uns jedes Mal ein Stück näher zu uns selbst führt.

Er ist auch eine Einladung, uns von Herzen zu lieben, selbst wenn das „neue Gewand“ noch nicht bereit ist.
Uns zu lieben, wenn wir nackt und verletzlich sind.
Unsere tiefste Essenz zu lieben.

Und du?

Wie lebst du den Herbst?
Spürst du eine Veränderung in dir? Macht sie dir Angst?
Was möchtest du loslassen, reifen lassen?

Con amore,

Maria Grazia

Maria Grazia Stomeo

Photos by
Albert Caruso & Thomas Hadorn
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